Ein Beschleuniger für den Züchtungsprozess


Züchtungsprozess deutlich verkürzen – das hoffen zumindest Biotechnologen. Tier- und Pflanzenzüchter möchten die Technologie nutzen, um sicherzustellen, dass ein genetisch verändertes Merkmal zuverlässig an die Nachkommen weitergegeben wird oder schnell in Saatgutbestände und Tierzuchtlinien eingeführt wird. Damit erhoffen sie sich beachtliche Marktvorteile zu sichern.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Züchtung hornloser Kühe. In der profitorientierten Milchviehhaltung sind Hörner unerwünscht. Denn wenn man möglichst viele Tiere in den Laufstall sperrt, erreicht man einen wirtschaftlichen Vorteil. Enge Platzverhältnisse führen aber zu aggressivem Verhalten. Deshalb werden die Tiere gern dem Haltungssystem angepasst und mechanisch enthornt. Tierschutzorganisationen kritisieren dieses Vorgehen, weil der Eingriff Leiden und dauerhafte Schäden am Vieh verursacht.
Wissenschaftler spekulieren darum bereits wie sie mithilfe der Gene-Drive-Technik auf schmerzfreie Weise hornlose Kühe erschaffen könnten, um die Massenhaltung bequem weiter zu betreiben. Als Vorlage für die Gen-Editierung dient eine natürliche Mutation, aufgrund welcher einige Fleischrinderrassen keine Hörner tragen. Diese Rassen erbringen aber nur eine mässige Milchleistung. Um die ideale Milchkuh zu erschaffen, müssten die beiden Eigenschaften miteinander kombiniert werden. Mittels klassischer Züchtung würde dies lange dauern. Deshalb wird - bisher erst mit Modellen - simuliert, wie man mittels Gene Drives dieses Ziel schneller verwirklichen könnte. Das Rezept: Man nehme Zellen einer leistungsstarken Milchkuh und schalte darin das Gen, welches für die Bildung der Hörner verantwortlich ist mithilfe von Gene Drives aus. Mittels Klonierung werden aus diesen Zellen hornlose Nachwuchstiere erstellt. Diese werden anschliessend mit den besten Tieren der Hochleistungs-Milchkuhrassen gekreuzt. Der eingebaute Gene Drive sorgt für ausschliesslich hornlose Nachkommen. Die perfekte Milchkuh wäre damit erschaffen. Nur: Das Tierwohl und die Würde der Kreatur bleiben dabei auf der Strecke. Kühe sind sehr sozial und brauchen ihre Hörner, um die strenge Hierarchie in der Herde immer wieder auszuhandeln. Nur bei Platzmangel im Laufstall stellt dies eine Gefahr dar.