Olga Felix, Felix Egghof (Aesch, LU)

Felix Egghof (Aesch Luzern) Kind Familie Getreide

Heute werden genomeditierte Pflanzen oft als Heilmittel im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels propagiert. Könnten Sie sich vorstellen, genomedierte Pflanzen auf Ihrem Hof anzubauen?

Nein.

Wie begegnen Sie dem veränderten Klima in Ihrer landwirtschaftlichen Praxis? Was hilft Ihnen dabei?

Gesunder, lebendiger und strukturierter Boden kann allen Klimaveränderungen widerstehen und Pflanzen mit dem Notwendigen versorgen. Notwendig ist nur eine oberflächliche Bodenbearbeitung zum Erhalt und zur Förderung der Bodenstruktur. Naturnahe Anbautechniken, die eine Mulchschicht vorsehen, helfen, die Bodenfeuchtigkeit zu speichern, die Mikroorganismen im Boden zu nähren und die Pflanzen vor Krankheiten zu schützen. Wir benutzen v.a. alte widerstandsfähige und standortadaptierte Sorten.

Sind Sie zufrieden mit dem Angebot der Pflanzen/Samen, die heute auf dem Markt angeboten werden? Welche Wünsche haben Sie an Neuzüchtungen im Pflanzenbereich?

Mehr standortgerechte, schmackhafte Sorten. Im Bio-Bereich ist das Angebot eher spärlich. Entsprechend ist bei Bio-Züchtungen es fast unmöglich, die Sortenreinheit aufrechtzuerhalten.

Welche Eigenschaften sollten bei der Züchtung neuer Pflanzensorten vor allem berücksichtigt werden, damit sie einen Mehrwert für Ihre Produktion darstellen könnten?

Widerstandsfähige, standortangepasste, schmackhafte Sorten. Keine Hybride. Sorten, die eine eigene Hofzüchtung und Anpassung an Standort ermöglichen.

Sehen Sie die Agrarökologie als hilfreiches Konzept für Ihre Arbeit?

Ja, wir setzen dieses Konzept schon seit Langem um.

Wo hat der Bio-Landbau noch Potential bzw. in welche Richtung sollte er sich weiterentwickeln?

Bio-Land-BAU hat noch ein enormes Potenzial in der Schweiz. BIsher ist es weitgehend Land-WIRTSCHAFT, wo man mit Bio-Label oder anderen Labels verdient. Man arbeitet weiterhin mit Mitteln, die für die Natur und Nützlinge schädlich sind, nur meint man, es sei weniger schädlich, als konventionelle Mittel. Solche Mittel ( Kupfer, Schwefel und co) sind auch zugelassen. Aber solange man gegen die Natur kämpft, egal mit welchen Mitteln, gewinnt man nicht. Nur ein stabiles ausgebautes Ökosystem auf dem Hof - es wäre noch schöner, wenn sich dieses Ökosystem auf die ganze Schweiz erstrecken würde - kann stabile, gesunde und schmackhafte Ernten bringen. Wir sollten wieder lernen, die Natur bei Ihrer Arbeit nicht zu stören und darauf zu vertrauen, dass die Natur ihre Arbeit auch ohne uns verrichten kann.

Gefährdet die mögliche Zulassung genomeditierter Produkte Ihre Arbeit?

Aus meiner Sicht kann jeder Versuch, so stark in die Natur einzugreifen, zu einer "Büchse der Pandora" werden. Wir können Kreuzbestäubungen von diesen Pflanzen nicht kontrollieren. Zu welchen "Monstern" können solche Kreuzungen in der Natur führen? Wer kann es all das kontrollieren? Und wie? Insbesondere in der kleinräumigen Schweiz, aber auch anderswo, ist es unmöglich, die Kreuzbestäubung vom Nachbarsfeld zu kontrollieren. Somit wird alles genomeditiert. Eine BIoproduktion wird dadurch verunmöglicht.

Finden Sie Gentechnik unnötig? Weshalb?

Absolut unnötig und gefährlich! Mit den bereits bekannten Methoden des naturnahen Landbaus kann man allen Klimaveränderungen widerstehen. Mann muss das Rad nicht neu erfinden. Nur mit einem gesunden Boden ist der Bauer und sein Betrieb resilient und kann die Lebensgrundlage für seine Nachkommen aufrechterhalten.

Welche Probleme kämen bei einer Deregulierung der Gentechnik auf Sie zu?

Es gäbe keine Sortenreinheit mehr. Es wäre keine eigene Züchtung mehr möglich. Wenn diese Probleme kommen, wird es zu spät sein.