Worum geht es?
In Japan wurde im Januar 2021 eine erste ‚CRISPR Tomate‘ zum Verzehr freigegeben. In den Tomaten ist ein Inhaltsstoff (GABA) um ein Vielfaches höher, als in Früchten aus konventioneller Züchtung. GABA (γ-Aminobuttersäure) kann die Übertragung bestimmter Reize im zentralen Nervensystem hemmen, weswegen es u.a. eine blutdrucksenkende Wirkung hat. Entsprechend werden die Früchte als modernes Lifestyle-Produkt angepriesen. Gleichzeitig hat GABA viele verschiedene Funktionen in den Tomatenpflanzen: U.a. werden das Wachstum der Pflanzen, die Resistenz gegen Schädlinge und Pflanzenkrankheiten und viele weitere Stoffwechselfunktionen beeinflusst.
Was ist das Problem?
Natürlicherweise steigt der Gehalt an GABA in Pflanzen u.a. bei Schädlingsbefall. Dagegen waren Versuche, den Gehalt an GABA mittels konventioneller Züchtung dauerhaft zu steigern, bislang erfolglos. Angesichts der vielfältigen Funktionen von GABA ist anzunehmen, dass ein derartiger Eingriff ins Erbgut den Stoffwechsel der Tomaten auf verschiedenen Ebenen beeinflusst. Das kann auch zu ungewollten gesundheitlichen Auswirkungen beim Verzehr der Früchte führen. Zudem können die Pflanzen veränderte Reaktionen auf Umwelteinflüsse zeigen, was wiederum auch Einfluss auf die Inhaltsstoffe der Früchte und deren Verträglichkeit haben kann.
Es gab bereits früher Berichte über CRISPR Tomaten: Mit der Genschere CRISPR/Cas war es 2018 gelungen, mehrere Erbanlagen der Wildform der Tomatenpflanze gleichzeitig zu verändern. Durch ‚Schnitte‘ an sechs Genen wurden aus kleinen Früchten, die an buschigen Pflanzen wachsen, Tomaten, die ähnlich aussehen wie die derzeit im Handel befindlichen Früchte. Damit sollte gezeigt werden, dass die Ergebnisse jahrzehntelanger Züchtung mit neuer Gentechnik innerhalb kürzester Zeit wiederholbar sind. Doch auch diese Gentechnik-Tomaten zeigten starke Veränderungen in ihren Inhaltsstoffen. Bei der gleichzeitigen Veränderung mehrerer Erbanlagen spricht man von „Multiplexing“. Obwohl dabei keine zusätzlichen Gene eingefügt werden, sind die Ergebnisse erstaunlich: Die Zahl der Früchte, deren Grösse und Form, Inhaltsstoffe und Wuchsform wurden in wenigen Arbeitsschritten und innerhalb kurzer Zeit verändert.
Diese Beispiele zeigen, dass der Einsatz der Genschere CRISPR/Cas auch dann tiefgreifende Veränderungen ermöglicht, wenn keine zusätzlichen Gene eingefügt werden. Sowohl mit dem Anbau als auch mit dem Verzehr der Tomaten geht ein breites Spektrum an Risiken einher. Deswegen müssen die Gentechnik-Pflanzen sehr genau untersucht werden, bevor ein Urteil über deren Sicherheit gefällt werden kann.
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Wahlfreiheit: Damit Konsumenten und Konsumentinnen auch in Zukunft die Wahlfreiheit haben, was sie essen wollen, müssen alle neuen Gentechnik-Verfahren dem Gentechnik-Gesetz unterstellt werden.
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